75th Goodwood Members´ Meeting – schöner kann die Oldtimersaison nicht beginnen
Zum nunmehr vierten Mal reiste der historische Renn-Zirkus zum Saisonauftakt nach West Sussex. Ziel: das 2014 neu aufgelegte Goodwood Members’ Meeting. Die 75. Ausgabe der typisch britischen Veranstaltung war die bislang schnellste, lauteste und atemberaubenste.
Lord March (62) läutet seit drei Jahren die historische Motorsportsaison auf eine Weise ein, die in dieser Form schlicht nicht zu kopieren, geschweige denn zu übertreffen ist. Zwischen 1948 und 1966 hielt der 9. Duke of Richmond für Mitglieder des British Automobile Racing Clubs insgesamt 71 Clubtreffen in Goodwood ab; seit 2014 hat nun Charles Gordon-Lennox, Earl of March and Kinrara, diese Tradition neu aufgegriffen. Wodurch wir nun das 75. Jubiläum dieses inzwischen weltweit fest etablierten Spektakels erleben konnten. Trotz der seit 2014 rapide gewachsenen Bedeutung bleibt das in erster Linie für Mitglieder des Goodwood Road Racing Clubs zugängliche Meeting dem Grundgedanken und den Werten der ursprünglichen Treffen treu. Sprich: Die Gäste können so nah wie sonst nirgends an die Akteure heranzukommen, buchstäblich auf Tuchfühlung mit Motorsporthelden aus allen Epochen gehen. Und das alles in einer lockeren Atmosphäre und in einer Umgebung ohne Sicherheitsschleusen oder sonstige Zutrittsbeschränkungen.
Es gab insgesamt wieder unglaublich viel in viel zu kurzer Zeit zu sehen: Ungezügelte Leviathane aus der Edwardian-Epoche, französische und italienische Monoposti der Vorkriegszeit und die kunterbunten Gruppe 1-Tourenwagen – alles gewürzt mit Hochgeschwindigkeitsdemo-Fahrten wie jenen für die Gruppe A-Tourenwagen. Gibt es einen anderen Platz auf diesem Planeten, wo man am selben Tag einen flammenspuckenden Fiat aus der Edwardian-Epoche und den dreimaligen Indy 500-Sieger Dario Franchitti am Steuer jenes Porsche 911 GT1 sehen kann, den sein Freund und Landsmann Allan McNish 1998 zum Sieg in Le Mans steuerte? Archie Scott-Brown hätte sich sicher gefreut, hätte er die stattliche Zahl an Listers sehen können, die zum nach ihm benannten Rennen antraten.
Unvergesslich bei den Fahrzeugen der Edwardian Epoche – das Biest von Turin: Vier Zylinder, 28,4 Liter. Mehr braucht man nicht zu wissen. Diese beiden Zahlen fassen die Dimensionen von Fiats Weltrekordauto S 76 perfekt zusammen. Sie erklären auch, warum sein Wiederauftauchen nach fast hundertjähriger Abwesenheit von der Bildfläche so viel Rummel verursacht hat.